Rede Peter Gingold Fulda August 2006

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Moderator [[Thomas Bach]]:
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''Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich denke es ist sehr wichtig, an solch einem Tag auch einen Zeitzeuge zu hören, ein Zeitzeuge den der DGB freundlicherweise organisiert hat ist der Herr Peter Gingold. Herr Gingold war oder ist Gewerkschaftler, war unter anderem in der Resicetance, hat große Teile seiner Familie in KZs verloren, weiß also im Prinzip worum es geht, wovon er spricht. Und ich würde dann Herrn Gingold bitten, uns zu berichten.''
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''Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich denke es ist sehr wichtig, an solch einem Tag auch einen Zeitzeugen zu hören, ein Zeitzeuge den der DGB freundlicherweise organisiert hat ist der Herr [[Peter Gingold]]. Herr Gingold war oder ist Gewerkschafter, war unter anderem in der Résistance, hat große Teile seiner Familie in KZs verloren, weiß also im Prinzip worum es geht, wovon er spricht. Und ich würde dann Herrn Gingold bitten, uns zu berichten.''
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Ich grüße Euch alle ganz herzlich. In so fern ganz herzlich, dass es hier für einen Überlebenden des Holocaust und auch des Widerstandes sehr bewegend ist, Menschen zu erfahren der Nachgeborenen, die zusammenkommen, sich engagieren gegen einen Aufmarsch des Faschismus.  
Ich grüße Euch alle ganz herzlich. In so fern ganz herzlich, dass es hier für einen Überlebenden des Holocaust und auch des Widerstandes sehr bewegend ist, Menschen zu erfahren der Nachgeborenen, die zusammenkommen, sich engagieren gegen einen Aufmarsch des Faschismus.  
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Ich bin froh, dass ich mit meinen 90 Jahren, und gesundheitlich angeschlagen hierher noch kommen kann. Wie oft war ich hier in Fulda, wie oft hab ich hier auf den Kundgebungen gesprochen auf den Gegendemonstrationen gegen die Straße in Fulda auch nicht anderswo, die Faschisten nicht rein zu lassen.  
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Ich bin froh, dass ich mit meinen 90 Jahren, und gesundheitlich angeschlagen hierher noch kommen konnte. Wie oft war ich hier in Fulda, wie oft hab ich hier auf den Kundgebungen gesprochen auf den Gegendemonstrationen gegen die Straße, in Fulda auch nicht anderswo, die Faschisten nicht rein zu lassen.  
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Ich kann nur wiederholen was ich da immer und immer wieder gesagt habe, ihr habt einen hier vor euch, der erlebt hatte, wie es angefangen hatte und wie es in einem Meer von Blut und Tränen geendet hatte. Und ich sage euch es hat genau so angefangen mit diesem verhängnisvollen Demokratieverständnis, als man in der Weimarerrepublik den Nazis die Straße freigegeben hat, auch mit Morddrohungen und eine ihrer Morddrohungen war, wenn das Judenblut vom Messer spritzt dann geht’s uns noch mal so gut. Und mit diesem verhängnisvollen Demokratieverständnis wie ich es erlebt habe ist die Weimarerrepublik untergegangen. Ich erinnere mich in Frankfurt, ich komme aus Frankfurt, an den Frankfurter Polizeipräsident, der gehörte der SPD an, ihm war angeraten worden solche Morddrohungen zu verbieten, dass die SA marschiert, aber bei seinem Demokratieverständnis hat er ihnen die Straße immer wieder freigegeben. Und Jahre drauf war er von derselben SA im Konzentrationslager ermordet worden.  
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Ich kann nur wiederholen was ich da immer und immer wieder gesagt habe, ihr habt einen hier vor euch, der erlebt hatte, wie es angefangen hatte und wie es in einem Meer von Blut und Tränen geendet hatte. Und ich sage euch, es hat genau so angefangen mit diesem verhängnisvollen Demokratieverständnis, als man in der Weimarer Republik den Nazis die Straße freigegeben hat, auch mit Morddrohungen und eine ihrer Morddrohungen war, wenn das Judenblut vom Messer spritzt dann geht’s uns noch mal so gut. Und mit diesem verhängnisvollen Demokratieverständnis wie ich es erlebt habe ist die Weimarer Republik untergegangen. Ich erinnere mich in Frankfurt, ich komme aus Frankfurt, an den Frankfurter Polizeipräsident, der gehörte der SPD an, ihm war antragen worden solche Morddrohungen zu verbieten, dass die SA marschiert, aber bei seinem Demokratieverständnis hat er ihnen die Straße immer wieder freigegeben. Und Jahre drauf war er von derselben SA im Konzentrationslager ermordet worden.  
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Vergesst es nie wie es damals angefangen hat, und wie es geendet hatte. Es beginnt ja immer mit Worten und es endet mit Totschlag und Massenmord. Und auf diese Weise ist 1933 ein Regime errichtet worden als das größte staatlich organisierte Verbrechertum gegen Frieden und Menschlichkeit. Und bald darauf musste der deutsche lernen weil er ein besseres blut hat als die anderen Menschen, "minderwertigeren Blutes", die "Minderwertigsten" waren die Juden, die Zigeuner, die Slawen, Polen, Russen aber auch die Franzosen, die "minderwertigen" Menschen zu versklaven zu foltern, zu töten, zu morden und sich dann verbrecherisch verhalten gegenüber den anderen Völkern als …….
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Vergesst es nie wie es damals angefangen hat, und wie es geendet hatte. Es beginnt ja immer mit Worten und es endet mit Totschlag und Massenmord. Und auf diese Weise ist 1933 ein Regime errichtet worden, als das größte staatlich organisierte Verbrechertum gegen Frieden und Menschlichkeit. Und bald darauf musste der Deutsche lernen, weil er ein besseres Blut hat als die anderen Menschen, "minderwertigeren Blutes", die "Minderwertigsten" waren die Juden, die Zigeuner, die Slawen, Polen, Russen aber auch die Franzosen, die "minderwertigen" Menschen zu versklaven, zu foltern, zu töten, zu morden und sich dann verbrecherisch verhalten gegenüber den anderen Völkern als das "natürliche Vorrecht einer Eliterasse". Und dann war eine Nation mit ganz normalen Menschen - die meisten nicht mal überzeugte Nazis - in der Lage 6 Millionen Juden auszurotten, eine halbe Millionen der Sinti und Roma, Millionen der slawischen Völker, die russische Kriegsgefangene organisiert hat krepieren lassen, vor Hunger krepieren lassen. Es war eine Situation als die Grundwerte
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der deutschen Dichter und Philosophen, dem "Wahren, Schönen, Guten", die Worte Goethe an der alten Oper, die stehen an der alten Oper, der wiederaufgebauten Alten Oper auf dem Giebel, dass all diese hohen Werte an Auschwitz zerschellt sind.
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Eine solche Erniedrigung einer deutschen Nation, die in der ganzen Welt ein solch hohes Ansehen gehabt hat, die die Welt, die Menschheit mit Kunst, Literatur, Musik mit Philosophie bereichert hat.
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Vergeßt es nie, das dies zu unserer deutschen Geschichte gehörte.

Version vom 00:23, 3. Sep. 2006

Moderator Thomas Bach:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich denke es ist sehr wichtig, an solch einem Tag auch einen Zeitzeugen zu hören, ein Zeitzeuge den der DGB freundlicherweise organisiert hat ist der Herr Peter Gingold. Herr Gingold war oder ist Gewerkschafter, war unter anderem in der Résistance, hat große Teile seiner Familie in KZs verloren, weiß also im Prinzip worum es geht, wovon er spricht. Und ich würde dann Herrn Gingold bitten, uns zu berichten.


Peter Gingold

Ich grüße Euch alle ganz herzlich. In so fern ganz herzlich, dass es hier für einen Überlebenden des Holocaust und auch des Widerstandes sehr bewegend ist, Menschen zu erfahren der Nachgeborenen, die zusammenkommen, sich engagieren gegen einen Aufmarsch des Faschismus.

Ich bin froh, dass ich mit meinen 90 Jahren, und gesundheitlich angeschlagen hierher noch kommen konnte. Wie oft war ich hier in Fulda, wie oft hab ich hier auf den Kundgebungen gesprochen auf den Gegendemonstrationen gegen die Straße, in Fulda auch nicht anderswo, die Faschisten nicht rein zu lassen.

Ich kann nur wiederholen was ich da immer und immer wieder gesagt habe, ihr habt einen hier vor euch, der erlebt hatte, wie es angefangen hatte und wie es in einem Meer von Blut und Tränen geendet hatte. Und ich sage euch, es hat genau so angefangen mit diesem verhängnisvollen Demokratieverständnis, als man in der Weimarer Republik den Nazis die Straße freigegeben hat, auch mit Morddrohungen und eine ihrer Morddrohungen war, wenn das Judenblut vom Messer spritzt dann geht’s uns noch mal so gut. Und mit diesem verhängnisvollen Demokratieverständnis wie ich es erlebt habe ist die Weimarer Republik untergegangen. Ich erinnere mich in Frankfurt, ich komme aus Frankfurt, an den Frankfurter Polizeipräsident, der gehörte der SPD an, ihm war antragen worden solche Morddrohungen zu verbieten, dass die SA marschiert, aber bei seinem Demokratieverständnis hat er ihnen die Straße immer wieder freigegeben. Und Jahre drauf war er von derselben SA im Konzentrationslager ermordet worden.

Vergesst es nie wie es damals angefangen hat, und wie es geendet hatte. Es beginnt ja immer mit Worten und es endet mit Totschlag und Massenmord. Und auf diese Weise ist 1933 ein Regime errichtet worden, als das größte staatlich organisierte Verbrechertum gegen Frieden und Menschlichkeit. Und bald darauf musste der Deutsche lernen, weil er ein besseres Blut hat als die anderen Menschen, "minderwertigeren Blutes", die "Minderwertigsten" waren die Juden, die Zigeuner, die Slawen, Polen, Russen aber auch die Franzosen, die "minderwertigen" Menschen zu versklaven, zu foltern, zu töten, zu morden und sich dann verbrecherisch verhalten gegenüber den anderen Völkern als das "natürliche Vorrecht einer Eliterasse". Und dann war eine Nation mit ganz normalen Menschen - die meisten nicht mal überzeugte Nazis - in der Lage 6 Millionen Juden auszurotten, eine halbe Millionen der Sinti und Roma, Millionen der slawischen Völker, die russische Kriegsgefangene organisiert hat krepieren lassen, vor Hunger krepieren lassen. Es war eine Situation als die Grundwerte der deutschen Dichter und Philosophen, dem "Wahren, Schönen, Guten", die Worte Goethe an der alten Oper, die stehen an der alten Oper, der wiederaufgebauten Alten Oper auf dem Giebel, dass all diese hohen Werte an Auschwitz zerschellt sind.

Eine solche Erniedrigung einer deutschen Nation, die in der ganzen Welt ein solch hohes Ansehen gehabt hat, die die Welt, die Menschheit mit Kunst, Literatur, Musik mit Philosophie bereichert hat.

Vergeßt es nie, das dies zu unserer deutschen Geschichte gehörte.

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