Gabor Steingart

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Steingart wird als möglicher Nachfolger von Stefan Aust als Spiegel-Chefredakteur gehandelt. Seine Opposition gegen Rot-Grün und Kanzler Schröder soll ihm aber im Hause an Ansehen gekostet haben, so dass seine Beförderung zum Chefredakteur im Hause "nicht mehr durchsetzbar" sei (so Aust-Biograf Oliver Gehrs). Sein gutes Verhältnis zu Aust spiegelt sich in einer Anekdote von Oliver Gehrs wider. Bei der Recherche zu Gehrs Buch Der Spiegel-Komplex habe Steingart dem Autoren geraten, von dem Projekt abzulassen. Gehrs berichtet, er habe sich während des Gesprächs wie im Mafia-Film Der Pate gefühlt.
Steingart wird als möglicher Nachfolger von Stefan Aust als Spiegel-Chefredakteur gehandelt. Seine Opposition gegen Rot-Grün und Kanzler Schröder soll ihm aber im Hause an Ansehen gekostet haben, so dass seine Beförderung zum Chefredakteur im Hause "nicht mehr durchsetzbar" sei (so Aust-Biograf Oliver Gehrs). Sein gutes Verhältnis zu Aust spiegelt sich in einer Anekdote von Oliver Gehrs wider. Bei der Recherche zu Gehrs Buch Der Spiegel-Komplex habe Steingart dem Autoren geraten, von dem Projekt abzulassen. Gehrs berichtet, er habe sich während des Gesprächs wie im Mafia-Film Der Pate gefühlt.
[[Bild:Bieberstein.jpg|framed|center|'''Internat Schloss Bieberstein - Hier verbrachte Gabor Steingart die letzten Jahre seiner Schulzeit''']]
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Kritik an Steingart's Thesen zum Raubtierkapitalismus
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Der Essay des Journalisten Gabor Steingart, der im FAZ-Feuilleton am 17. Oktober  unter dem Titel “Kampf dem Raubkatzenkapitalismus”  erschien, wird vermutlich das ein oder andere Kopfschütteln, mit Sicherheit aber keine neoliberale Oktoberevolution auslösen. Trotz der Abgedroschenheit der Steingartschen Thesen drängt es mich, den Text zu kommentieren, da er m.E. für die Geisteshaltung unserer journalistischen Elite - und der Form halber muss man Gabor Steingart dazu zählen -  symptomatisch ist.
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Das Hauptmerkmal dieser Elite ist ihre opportunistische Parteinahme zugunsten des Neoliberalismus. Ein Paradebeispiel liefert Steingarts Essay, der in arrogantem Ton über die Ursache der Reformmüdigkeit aufklären will und dabei die wichtigsten Zusammenhänge verschweigt. Warum erwähnt Herr Steingart in seiner “Analyse” nicht die Steuermoral der in Deutschland angesiedelten Konzerne? Warum moniert er nicht das Steuervermeidungsverhalten der Reichen? Warum beklagt er nicht die Gier und die Megalomanie vieler deutscher Topmanager? Warum stört es ihn nicht, dass 2,5 Millionen Kinder in Deutschland in Armut aufwachsen müssen, obwohl Deutschland als Exportweltmeister zu den Gewinnern der Globalisierung gehört? Warum ignoriert er den Umstand, dass die mächtigste Partei in Deutschland die der Lobbyisten ist und deswegen Problemlösungen, die statt den Konzernen der Bevölkerung dienen von vorneherein tabu sind?
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Die Antwort auf all diese Fragen: Herr Steingart ignoriert die aufgezählten Tatbestände, weil er sonst Schlußfolgerung ziehen müsste, die nicht opportun sind. Er müsse realisieren, dass wir in Deutschland in der Tat ein Verteilungsproblem haben. Herr Steingart müsste dann außerdem die Stoßrichtung seiner Schuldzuweisungen ändern, und statt des “dummen, aber gerissenen” Volke, eine selbstgefällige Elite beschimpfen, die das vom harten Knochen Verantwortung tranchierte Filetstück  Macht ungestört genießen will.  Der journalistischen Wahrheitsfindung steht in diesem Fall auch entgegen, dass Herr Steingart vermutlich in dem Moment, wo er die Menschen über all diese Tatbestände unfassend informieren würde, seinen Chefsessel im Hauptstadtbüro des SPIEGEL in Berlin räumen müsste.
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Aber es gibt noch mehr, dass Herr Steingart unterschlägt: Warum informiert er seine Leser nicht über den Irrsinn des internationalen Finanzsystems? Warum schreibt er nicht darüber, wie Spekulanten mit Unterstützung des IWF in den letzten Jahren ein Schwellenland nach dem anderen ruiniert haben? Warum erkennt er nicht, dass die spekulativen Finger, die mit einem Mausklick Milliarden innerhalb des Bruchteils einer Sekunde um den ganzen Planeten schicken, das Problem sind und nicht die trotzig vor dem Bauch verschränkten Hände eines Oskar Lafontaine? Die Antwort: Weil er dann nicht mehr den chinesischen “Raubkatzenkapitalisten“, die Alleinschuld für einen vollkommen entfesselten Amokkapitalismus in die Schuhe schieben könnte. Weil er stattdessen den Westen und die westliche Elite hinterfragen müßte; weil er dann auf komplizierte Fragen keine stammtischflachen Antworten mehr parat hätte und vor allem, weil er dann sich selbst hinterfragen müsste.
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== Zitate ==
== Zitate ==

Version vom 21:48, 22. Okt. 2006

Gabor Steingart (* 1962) ist ein Journalist und Autor. Seit 2001 leitet er das Hauptstadtbüro des Spiegels in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gabor Steingart kam als Jugendlicher mit seiner Familie nach Fulda. Sein Vater war in leitender Stellung in führenden Konzernen tätig, so auch in der Region Fulda.

Gabor Steingart war noch Schüler, als sein erstes Buch 1984 in einem links-alternativen Regionalverlag erschien.(Widerspruch unerwünscht. Beobachtungen aus 111 Jahren Fuldaer Zeitung, Fuldaer Hefte Nr. 3). Nach dem Abitur an der Hermann Lietz-Schule Bieberstein studierte er Volkswirtschaft und Politik in Marburg und Berlin. Anschließend absolvierte er die Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten. Er war auf lokaler Ebene in der Politik für die Grünen als Finanzpolitiker tätig.

Seit 1990 arbeitet er beim Spiegel. Die Leitung des Spiegel-Hauptstadtbüros in Berlin übernahm er 2001. Er ist Gast in zahlreichen Fernsehsendungen, wie z.B. Presseclub, Internationaler Frühschoppen, Talkshows u.ä.

Kritik

Kritische Beobachter wie etwa Roger Willemsen sehen in Steingart die Verkörperung eines Wandels des SPIEGELs seit den 90ern hin zu neokonservativen und neoliberalen Themen. Unter Steingart wurde die Chefredaktion durchgehend mit Wirtschaftsjournalisten besetzt. Der SPIEGEL nehme unter Steingart zunehmend einseitig die Perspektive der Wirtschaft auf, ehemalige Sozialkritik käme kaum noch vor. Steingart, der Volkswirtschaft nur im Nebenfach studiert hat, rechtfertigt diesen Kurs, er sieht die Veränderungen in der Welt durch die Globalisierung als entscheidendes Thema der Zeit, verlangt nach weiteren entsprechenden Reformen in Deutschland, und sieht den SPIEGEL dabei auch in der Rolle eines Meinungsmachers.

Steingart wird als möglicher Nachfolger von Stefan Aust als Spiegel-Chefredakteur gehandelt. Seine Opposition gegen Rot-Grün und Kanzler Schröder soll ihm aber im Hause an Ansehen gekostet haben, so dass seine Beförderung zum Chefredakteur im Hause "nicht mehr durchsetzbar" sei (so Aust-Biograf Oliver Gehrs). Sein gutes Verhältnis zu Aust spiegelt sich in einer Anekdote von Oliver Gehrs wider. Bei der Recherche zu Gehrs Buch Der Spiegel-Komplex habe Steingart dem Autoren geraten, von dem Projekt abzulassen. Gehrs berichtet, er habe sich während des Gesprächs wie im Mafia-Film Der Pate gefühlt.

Internat Schloss Bieberstein - Hier verbrachte Gabor Steingart die letzten Jahre seiner Schulzeit

Kritik an Steingart's Thesen zum Raubtierkapitalismus Der Essay des Journalisten Gabor Steingart, der im FAZ-Feuilleton am 17. Oktober unter dem Titel “Kampf dem Raubkatzenkapitalismus” erschien, wird vermutlich das ein oder andere Kopfschütteln, mit Sicherheit aber keine neoliberale Oktoberevolution auslösen. Trotz der Abgedroschenheit der Steingartschen Thesen drängt es mich, den Text zu kommentieren, da er m.E. für die Geisteshaltung unserer journalistischen Elite - und der Form halber muss man Gabor Steingart dazu zählen - symptomatisch ist. Das Hauptmerkmal dieser Elite ist ihre opportunistische Parteinahme zugunsten des Neoliberalismus. Ein Paradebeispiel liefert Steingarts Essay, der in arrogantem Ton über die Ursache der Reformmüdigkeit aufklären will und dabei die wichtigsten Zusammenhänge verschweigt. Warum erwähnt Herr Steingart in seiner “Analyse” nicht die Steuermoral der in Deutschland angesiedelten Konzerne? Warum moniert er nicht das Steuervermeidungsverhalten der Reichen? Warum beklagt er nicht die Gier und die Megalomanie vieler deutscher Topmanager? Warum stört es ihn nicht, dass 2,5 Millionen Kinder in Deutschland in Armut aufwachsen müssen, obwohl Deutschland als Exportweltmeister zu den Gewinnern der Globalisierung gehört? Warum ignoriert er den Umstand, dass die mächtigste Partei in Deutschland die der Lobbyisten ist und deswegen Problemlösungen, die statt den Konzernen der Bevölkerung dienen von vorneherein tabu sind? Die Antwort auf all diese Fragen: Herr Steingart ignoriert die aufgezählten Tatbestände, weil er sonst Schlußfolgerung ziehen müsste, die nicht opportun sind. Er müsse realisieren, dass wir in Deutschland in der Tat ein Verteilungsproblem haben. Herr Steingart müsste dann außerdem die Stoßrichtung seiner Schuldzuweisungen ändern, und statt des “dummen, aber gerissenen” Volke, eine selbstgefällige Elite beschimpfen, die das vom harten Knochen Verantwortung tranchierte Filetstück Macht ungestört genießen will. Der journalistischen Wahrheitsfindung steht in diesem Fall auch entgegen, dass Herr Steingart vermutlich in dem Moment, wo er die Menschen über all diese Tatbestände unfassend informieren würde, seinen Chefsessel im Hauptstadtbüro des SPIEGEL in Berlin räumen müsste. Aber es gibt noch mehr, dass Herr Steingart unterschlägt: Warum informiert er seine Leser nicht über den Irrsinn des internationalen Finanzsystems? Warum schreibt er nicht darüber, wie Spekulanten mit Unterstützung des IWF in den letzten Jahren ein Schwellenland nach dem anderen ruiniert haben? Warum erkennt er nicht, dass die spekulativen Finger, die mit einem Mausklick Milliarden innerhalb des Bruchteils einer Sekunde um den ganzen Planeten schicken, das Problem sind und nicht die trotzig vor dem Bauch verschränkten Hände eines Oskar Lafontaine? Die Antwort: Weil er dann nicht mehr den chinesischen “Raubkatzenkapitalisten“, die Alleinschuld für einen vollkommen entfesselten Amokkapitalismus in die Schuhe schieben könnte. Weil er stattdessen den Westen und die westliche Elite hinterfragen müßte; weil er dann auf komplizierte Fragen keine stammtischflachen Antworten mehr parat hätte und vor allem, weil er dann sich selbst hinterfragen müsste.


Zitate

  • Über die Ostdeutschen: "Der bis heute anhaltende Zustrom von Leistungswilligen und Abenteuerlustigen [..] " in die USA " [..] sorgt für eine ständige Auffrischung der Ressource Wagemut. Es ist eben nicht der Zuwachs an Menschen allein. Der Zuwachs von 17 Millionen verunsicherten Menschen, die sich auf die Wahrung ihrer verbrieften Rechte konzentrieren und nicht auf eine außerordentliche Kraftanstrengung, bewirkt das Gegenteil, wie das wiedervereinte Deutschland erfahren musste." (Aus: SPIEGEL ONLINE, 17. September 2006, Niedergang der USA "Das Kraftzentrum schwächelt", Originaltext aus "Weltkrieg um Wohlstand: Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden" von Gabor Steingart)

Werke

  • Steingart, Gabor: Widerspruch unerwünscht.Beobachtungen aus 111 Jahren Fuldaer Zeitung, Fuldaer Hefte Nr. 3 ISBN 3-924789-02-9
  • Steingart, Gabor: Die stumme Prinzessin. Ein Leben in Deutschland ISBN 3471788271
  • Steingart, Gabor: Deutschland - Der Abstieg eines Superstars ISBN 3492046150,
  • Steingart, Gabor: Weltkrieg um Wohlstand - Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden ISBN 3492047610

Weblinks


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